Die Geschichte des Hofes Hochscheid
Die Anfänge: Eine Idee wird Wirklichkeit (1932–1935)
Im Jahr 1932 erwarben der Saarbrücker Kinderarzt Dr. Engelen, der Bankkaufmann Karl Vollmar und zehn weitere anthroposophisch engagierte Freunde ein etwa 40 Morgen großes Grundstück auf dem Hochscheid. Zwischen 1932 und 1933 errichteten sie dort ein Haus mit Stall und betrieben die Landwirtschaft nach biologisch-dynamischen Grundsätzen. Das gesamte Areal wurde als Gemeineigentum betrachtet.
Dr. Engelen, der als Kinderarzt die gesundheitlichen Belastungen vieler Kinder im Saarbrücker Raum durch verschmutzte Luft kannte, wollte auf dem Hochscheid einen Erholungsort mit sauberer Luft für diese Kinder schaffen. Doch mit dem Anschluss des Saarlandes an das Deutsche Reich im Jahr 1935 zerplatzten diese Visionen.
Der erste Betrieb: Familie Buchholz (1937–1974)
Karl Vollmar, selbst Anthroposoph, sah im Hof eine mögliche Modellfläche für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Ab 1937 übernahmen Alex Buchholz und seine Frau Marie die Pacht und führten den Hof bis 1974 in diesem Sinne weiter. Alex Buchholz war ein engagierter Befürworter der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und bewirtschaftete den Hof mit großer Hingabe bis zu seinem Tod.
Ein neuer Anfang: Familie Schmidt und die Vereinsgründung (1976–1981)
Nach dem Tod von Alex Buchholz lag der Hof zunächst brach, bis 1976 eine junge Familie aus dem Ruhrgebiet, Familie Schmidt, unter schwierigen Bedingungen versuchte, einen biologisch-dynamischen Betrieb aufzubauen. Im Zusammenhang mit der Gründung der Waldorfschule in Bexbach (1975) und später in Saarbrücken (1981) entstand eine starke Gemeinschaftsinitiative von Eltern und Lehrer*innen.
Am 30. November 1981 wurde der Verein "Hof und Werkgemeinschaft Hochscheid e.V." gegründet.
Der große Rückschlag: Brand und Neuanfang (1982–1988)
Ein schwerer Rückschlag traf den Verein Anfang 1982, als das Haupthaus durch einen Brand zerstört wurde. Auch Stall und Heulager wurden ein Opfer der Flammen. Mensch und Tier kamen glücklicherweise nicht zu Schaden, die Tiere konnten rechtzeitig gerettet werden. Familie Schmidt jedoch verlor ihr Zuhause und verließ den Hof.
Nach langen Gesprächen und Verhandlungen über die Zukunft des Hofes übertrugen Herr Dr. Engelen und Frau Vollmar, die damaligen Eigentümer*innen, das Anwesen an den Verein "Hof und Werkgemeinschaft Hochscheid e.V." – ganz im Sinne der ursprünglichen Idee eines Gemeinschaftseigentums.
Zwischen 1983 und 1988 wurde der Hof mit öffentlichen Krediten, Spenden, privaten Darlehen und viel ehrenamtlichem Engagement von Mitgliedern und Freund*innen wiederaufgebaut und weiterentwickelt. Zwischen 1986 und ca. 2004 war der Hof ein anerkannter Demeter-Betrieb.
Übergabe und neue Generation (1990–2023)
Von 1990 bis 2023 bewirtschaftete der Dipl.-Agronom Michael Bitsch den Hof. Im Jahr 2023 übergab er, krankheitsbedingt, den Betrieb an die jungen Landwirt*innen Ayleen Hunsicker und Jan Burkhart.
Mit dem Generationswechsel beginnt eine neue Ära auf dem Hof Hochscheid.
Fakten, Fläche und Verantwortung – der Hof heute
Der Hof liegt auf etwa 400 Metern Höhe auf dem Hochscheid oberhalb von St. Ingbert-Hassel. Die bewirtschaftete Fläche umfasst rund 10 Hektar Eigenland und knapp 50 Hektar Pachtland. Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis weit in die 2010er Jahre war der Hof ein beliebtes Ausflugsziel für die Bevölkerung von St. Ingbert. Danach schlief das Thema Hof als Gemeinschaftseigentum und Ausflugsziel etwas ein und soll nun wiederbelebt werden.
Eigentümerin des Hofes ist nach wie vor der gemeinnützige Verein "Hof und Werkgemeinschaft Hochscheid e.V.". Die Aufgaben des Vereins bestehen laut aktueller Satzung in der „Förderung von Umweltschutz, Naturwissenschaft, Volksbildung, Kultur, sozialem Leben sowie in der Vermittlung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft“.
Mehr zur Geschichte des Hofes findet sich in der Dokumentation "Erinnerungen an den Hochscheidter Hof" von Helga Freytag, geb. Buchholz im Vereinsarchiv: